Weitere Mitwirkende

Božena Nemcová - Märchenvorlage

Theodor Pištek - Kostümbildner für Barrandov

Günther Schmidt (Schmidt-Heidemann) - Kostümbildner für Babelsberg

 

Božena Nemcová

Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern

Drama von 2005 über die letzten Tage der berühmtesten tschechischen Schriftstellerin Bozena Nemcova

 

"Corinna Harfouch spielt in diesem Film der deutschen Regiesseurin Dagmar Knöpfel die Rolle der Bozena Nemcova. Knöpfel ließ sich zu ihrem Drama über die letzten Tage der tschechischen Schriftstellerin von deren Briefen inspirieren- die im Übrigen auch Kafka zum Schreiben motivierten. "Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern" ist ein düsteres, vollkommen unkonventionelles filmisches Experiment, in dem vor allem die Hauptdarstellerin glänzt. (Blickpunkt Film)"


Leben und Werk

Božena Nemcová, geborene Panklowa, wurde um 1820 in Wien als uneheliches Kind einer Wäscherin und eines Kutschers der Herzogin von Raciborz, Katerina Zahanska geboren und verlebte ihre Kindheit in Ratiborice. Ihren Eltern soll sie so wenig ähnlich gewesen sein, dass bis heute vermutet wird, dies seien nur ihre Stiefeltern gewesen und sie sei in Wirklichkeit ein Produkt eines adligen Fehltritts. Wer aber ihre wahren Eltern gewesen sein können, darüber lässt sich streiten. Da sie der Herzogin in gewissen Punkten ähnlich gesehen und einen netteren Charakter gehabt haben soll, als ihre Mutter, wird als sicher angenommen, dass sie nicht das Kind der Wäscherin und des Kutschers gewesen ist, die erst nach ihrer Geburt heirateten. Gegenüber ihren Geschwistern erhielt die kleine Božena auch außergewöhnlich viel Zuwendung von der Herzogin, so durfte sie sich z.B. Bücher von ihr ausleihen und die Besuche eines Hauslehrer genießen, noch bevor sie zur Schule ging.

Božena Nemcovás Portrait  auf einer alten Postkarte
Božena Nemcovás Portrait auf einer alten Postkarte

Dieses außergewöhnliche Interesse des Adels an der Tochter der gewöhnlichen Dienerschaft endete abrupt, als Božena 1837 den Finanzbeamten Jan (andere Quellen nennen den Vornamen Josef) Nemec heiratete. Dieser Mann passte offenbar überhaupt nicht zu ihr, außerdem wurde er wegen "demokratischer Gesinnung" dauernd versetzt und Božena musste ständig umziehen. Die Familie war arm, Božena hatte eine schwache Gesundheit, und der Tod ihres erstgeborenen Sohnes, der mit 15 an Schwindsucht starb, erschütterte sie sehr. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte sie in Prag Schriftsteller und Intellektuelle kennengelernt, und versuchte, sich mit der Schriftstellerei etwas hinzuzuverdienen. Da sie ihre Ehe als unglücklich betrachtete, hatte sie mehrere Liebhaber, die zu verheimlichen ihr nicht besonders gut gelang. Das brachte sie in Verruf.

 

Ihr Mann nahm 1848 an der Revolution teil und wurde deswegen entlassen, was die wirtschaftliche Not der Familie vergrößerte. Schließlich, kaum sechs Monate vor ihrem Tod, verließ sie ihre Familie und zog von Prag nach Litomysl, wo eine Verlagsgesellschaft ihr versprochen hatte, ihre Werke zu drucken und sie selbst in einem Gasthaus wohnen zu lassen. Sie arbeitete damals an ihrem Hauptwerk "Babicka" (Großmutter), in dem sie auch Kindeheitserlebmisse verarbeitete. Nach anderthalb Monaten jedoch schrieb ihr der Verlag, dass man nicht mehr länger auf ihren Roman warten oder weiter für ihren Aufenthalt bezahlen würde.

 

Im November 1861 fand ihr Ehemann sie, bezahlte ihre Rechnungen und nahm sie mit zurück nach Prag. Božena Nemcová litt zu diesem Zeitpunkt unter Krebs und Blutstürzen. Am 20 Januar des folgenden Jahres erhielt sie die Autorenkopie der ersten Ausgabe von "Babcka" und weinte, weil sie voller Fehler und auf dem billigsten Papier gedruckt war. Danach schlief sie ein. Ihr Mann liess einen Priester kommen, der ihr die letzte Ölung gab, aber sie erwachte nicht mehr, sondern starb in den Morgenstunden des 21.01.1862.

Traurig, traurig. Das Buch "Babicka" ist sehr berühmt geworden, da es als Sittengemälde seiner Zeit viele Leute ansprach, inzwischen hat es in Tschechien schon mehr als 350 Auflagen. Božena Nemcová gab aber auch nacherzählte Volksmärchen heraus. Heute ziert ihr Portrait den tschechischen 500-Kronen-Schein. Ihr Aschenputtel-Märchen findet Ihr unter Märchen.

 

Theodor Pištek

der auch die Kostüme für "Die Märchenbraut" schuf, wurde für seine Arbeit in "Amadeus" (1984, Regie: Milos Forman) mit einem "Oscar" ausgezeichnet. Nominiert war Pištek außerdem für seine Kostüme in "Valmont" und in "The People vs. Larry Flint" ("Larry Flint - Die nackte Wahrheit").

 

Für viele deutsche und amerikanische aber vor allem natürlich tschechische Filme und für tschechische Theater hat Pištek schon gearbeitet. Theodor Pištek - von seinen Freunden "Dodo" genannt - stammt aus einer Künstlerfamilie, sein Vater war ein bekannter Schauspieler, sein Sohn Jan ist ebenfalls Designer und arbeitet oft mit seinem Vater zusammen, z.B. für die Fernsehserie "Dune".

Pišteks Talent beschränkt sich aber nicht auf das Entwerfen von Filmkostümen, er hat sich ebenso als Maler etablieren können und stellt seine Werke regelmäßig aus. Auch sein Haus hat er selbst entworfen... Für seinen langjährigen Freund Vaclav Havel entwarf er neue Uniformen für die Schloßwache. Daneben war Theodor Pištek sogar schon Formel-1-Fahrer und ofizieller Testfahrer bei Porsche - ein Hansdampf in allen Gassen, wenn ihr mich fragt ;-).

Günther Schmidt-Heidemann

Günther Schmidt, in 2. Ehe Heidemann, wurde am 5. Mai 1931 geboren und starb am 10. Mai 1916. In der Imdb ist Günther Schmidt-Heidemann von 1956 bis 1986 gelistet, als Kostümbildner für Filme wie "Johann Sebastian Bachs vergebliche Reise in den Ruhm", "Ulzana", "Wie heiratet man einen König", "Die Abenteuer des Werner Holt", "Nackt unter Wölfen" udn die Serie "Treffpunkt Flughafen.

 

Herr Schmidt ist verantwortlich für eines der großartigsten Kostümteile im ganzen Film: den Hut der Stiefmutter!

 

Da der Film eine Koproduktion war und beide Filmfirmen ihre Leute beschäftigen wollten, gab es vieles doppelt, darunter auch die Kostümbilder, so dass Günther Schmidt für die deutschen Darsteller, also König, Königin und Stiefmutter, die Kostüme entwarf. Sie sind um einiges wärmer als die, der tschechischen Darsteller - ich vermute, Schmidt fing später an zu produzieren als die Tschechen, nämlich als schon klar war, dass der Film doch nicht im Sommer, sondern im Winter spielen würde.

 

Die Zusammenarbeit hat Herrn Schmidt jedenfalls gefallen. Der "Märkischen Allgemeinen" erzählt er 2014: "Mit den Tschechen sind wir immer noch schön ins Café gegangen und haben Weinchen getrunken. Das war ja mit unseren Leuten nicht zu machen, die wollten immer schnell los nach dem Dreh." Im selben Artikel berichtet Herr Schmidt auch von den Arbeitsbedingungen in der DDR. Bei manchem Film war sehr viel Geld für die Auststattung eingeplant und er selber legte größten Wert auf Authentizität (zur Recherche durfte er sogar in den Westen reisen), doch viel Geld bedeutet noch nicht, dass es die gewünschten Materialien zu kaufen gab. Ständig musste "gesammelt, aufgehoben" und "improvisiert" werden.

 

Doch seinen hohen Anspruch hat Schmidt-Heidemann wohl meistens durchgesetzt, und er findet: "Ich hatte ein schönes, befriedigendes Berufsleben."

 

Die Fans können Herrn Schmidt-Heidemann zum Glück immer noch sehen und zwar im Bonus-Beitrag "Fünf Sterne für drei Haselnüsse", der auf einigen im Handel erhältlichen Datenträgern zu finden ist.

 

 

Quellen:

Nemcová

  • http://schwarzaufweiss.de/Prag/nemcova.htm,
  • http://www.radio.cz/hrbitov/bozeng.html und
  • Rösicke, A. : Némcová, Bozena. In: Steiner, Gerhard (Hg.): Lexikon der Weltliteratur. Leipzig 1966, S. 551. (von Holger aus Leipzig)
  • Fotos: Kathrin Richter: alte Postkarte und tschechischer 500-Kronen-Schein

 

Pistek

  • http://www.scifi.com/dune/biostp.html
  • Fotos: Kathrin Richter und Sven Miebach

 

Schmidt-Heidemann

  • Günther Schmidt in der international movie database, online am 22.9.2016 unter http://www.imdb.com/name/nm0772961/
  • Claudia Krause: "Weil der Film einfach schön ist", in: Märkische Allgemeine, 25.12.2014, online am 22.9.2016 unter http://www.maz-online.de/Brandenburg/Weil-der-Film-einfach-schoen-ist