Rolf Hoppe

(Foto von Thore Siebrands)
(Foto von Thore Siebrands)

* 06.12.1930 in Ellrich/Harz

† 14.11.2018 in Dresden

Das Hoftheater hat auf seiner Webseite ein Kondolenzbuch eingerichtet.

 

 

Bäckerlehre
Schauspielstudium am Staatlichen Landeskonservatorium in Erfurt
Tierpfleger beim Zirkus Aeros
"Theater der jungen Garde" in Halle
"Theater der jungen Generation" in Leipzig.
seit 1961 Staatstheater Dresden
1970 bis 1975 Deutsches Theater Berlin
seit 1963 DEFA, Fernsehen der DDR und West-Fernsehen, sowie ausländische Filmproduktionen


"Weisst Du, wie Du merkst, dass Du älter geworden bist?

Wenn Du Dich bei 3hfa plötzlich mehr für den König als für den Prinzen interessierst"

schreibt Sabina aus der Schweiz. ;-)

 

Wie aus Hoppe der König in Aschenbrödel wurde

Rolf Hoppe wurde am 6.12.1930 in Ellrich/Harz als Sohn eines Bäckermeisters geboren. Nachdem er als Kind eine Ziege trainiert hatte und auf Kühen geritten war, trat Rolf Hoppe schon als Jugendlicher in der Antifa-Jugend in eine Schauspielgruppe ein.

Sein Vater hätte ihn allerdings gern als seinen Nachfolger gesehen, daher machte Rolf Hoppe eine Bäckerlehre, und es war eigentlich geplant, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen sollte. Aber wie er 2009 seinem jungen Bäckerkollegen Thomas aus Erfurt (rechts) erzählte, hat er den Beruf auch deswegen gelernt, weil es nichts zu essen gab und er für sich und seine Familie sorgen musste - dabei konnte er noch nie das frühe Aufstehen leiden. "Tja, wahre Worte!" schreibt Thomas. Der junge Rolf wollte dann auch raus aus allem und kam so zur Schauspielerei am Theater.

Später studierte Rolf Hoppe am Staatlichen Landeskonservatorium in Erfurt. Nach dem Abschluss an der Schauspielschule aber befiel ihn eine Stimmlippenlähmung. Immer noch von Tieren begeistert nahm er daher eine Stelle als Tierpfleger beim Zirkus Aeros an. Dort lernte er reiten, was ihm in einigen Defa-Produktionen noch zu Gute kommen sollte. Die Schauspielerei wollte Hoppe indes nicht aufgeben, und tatsächlich half eine Schulung am Institut für Stimmbildung, es folgte ein Engagement in Halle/Saale.

 

Seitdem hat Rolf Hoppe nicht nur auf der Theaterbühnen gestanden, sondern in fast 200 Filmen mitgespielt. Oft verkörperte er dabei den Bösewicht, so z.B. in einigen DEFA-Indianerfilmen an der Seite der berühmten Film-"Rothaut" Gojko Mitič. Wie er in einem Interview der Berliner Morgenpost erzählt, kam es vor, dass Klassenkameraden nicht mit seinen Kindern spielen wollten, weil der Vater böse zu Gojko war. In einigen Märchen-Hörspielen lieh Hoppe seine Stimme den Figuren, so gab er z.B. das Weiße Kaninchen in "Alice im Wunderland", in "Brüderchen und Schwesterchen" und "Schneeweißchen und Rosenrot" den Erzähler. Nachdem Rolf Hoppe bereits in 90 Filme in der DDR mitgewirkt und 1971 den Nationalpreis der DDR 1. Klasse für Kunst und Literatur bekommen hatte, wurde er 1981 auch international durch die Rolle des Göring in "Mephisto" von Istvan Szabó bekannt. Für diese Rolle erhielt er 1981 den Preis der Film- und Fernsehkritik des ungarischen Journalisten-Verbandes. 1998 bekam er den Adolf-Grimme-Preis für den Heinz Baranowski im Fernsehmehrteiler "Sardsch".

Als König in 3hfa hat Hoppe eine der selteneren sympathischen Rollen erwischt. Václav Vorlíček, der wegen der Kooperation mit der DEFA natürlich auch deutsche Schauspieler einsetzen sollte, suchte sie sich anhand von Besetzungslisten, Fotos und Filmausschnitten aus und entschied sich für den König für Rolf Hoppe, der damals in Deutschland sehr populär war. Er spielte zwar, wie Vorlíček es wahrnahm, immer die Bösen, "aber weil er so interessante blaue Augen hatte, habe ich mich für ihn entschieden." Nach 30 Jahren haben sich die beiden beim Filmfestival in Gera wiedergetroffen. Vorlíček erkannte Hoppe zunächst wegen des Vollbartes nicht, aber jemand wies ihn darauf hin: "Der graue bärtige alte Mann da ist dein Hauptdarsteller aus Aschenbrödel!" Vorlíček berichtet, dass sie daraufhin noch einen schönen Abend miteinander verbracht hätten...

 

Neben seiner Filmtätigkeit gehörte Rolf Hoppe dem Ensemble des Staatstheaters Dresden an. Zwischen 1970 und 1975 arbeitete er am Deutschen Theater Berlin und in den 80ern auch in Salzburg ("Mammon" in "Jedermann"), der Schweiz, Italien und sogar in China. 1997 wurde ihm der Sächsischer Staatspreis für Literatur und Theater ("Lessingpreis") verliehen, worüber sich Herr Hoppe sehr gefreut haben dürfte, denn Gotthold Ephraim Lessing ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild für unseren König.

Seit vielen Jahren lebte Herr Hoppe mit seiner Frau in Weißig bei Dresden. In seiner Heimatstadt, die ihm sehr am Herzen lag, war Hoppe kulturell engagiert tätig, so hat er z.B. auf Schloss Weesenstein eine musikalisch-literarische Reihe ("Dresdner Dreiklänge") ins Leben gerufen. Die dortige Bühne war bei Rolf Hoppes Lesungen (Märchen, Balladen, Geistergeschichten) immer ausverkauft. In Dresden-Weißig kaufte Hoppe 1995 einen Dreiseithof und machte mit Hilfe von Freunden, Mäzenen und nicht zuletzt einem Verein daraus ein "Theaterchen" - Hoppes Hoftheater Dresden. Dort inszenierte er auch selbst. Neben Theater gibt es in Hoppes Hoftheater Dresden auch eine Galerie, Lesungen, Kulinarische Abende und vieles mehr.

Leider war Herr Hoppe sehr bescheiden und bezeichnete seine Rolle in 3hfa als "Nebenrolle" über die man ja nicht viel erzählen könne. Daran zweifle ich, denn immer wieder blitzten im Gespräch interessante Erinnerungen auf. So erzählte mir Herr Hoppe, dass seine Töchter Josephine und Christine (damals 4 und 7 Jahre alt) bei den Dreharbeiten in Potsdam begeistert mit glitzernden Stoffresten gespielt haben.

 

Es war für ihn keine Frage, dass er die Rolle spielen wollte, er wollte immer gern Märchen spielen. Nur eine Bedingung hat er gestellt: Er wollte kein Narr sein. Damals waren die Könige in den Märchenfilmen oft lächerliche Figuren, und so wollte Hoppe den Köng nicht darstellen. Herr Hoppe hätte sicher noch viele interessante Details berichten, aber leider fand er sich selbst (völlig zu Unrecht) in diesem Film zu unwichtig...

 

Und nun schweigt auch dieser große Darsteller, Rolf Hoppe ist am 14. November 2018 in Dresden im Kreise seiner Familie gestorben. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden.

 

Und wir als Aschenbrödelfans können nur sagen: Danke, für diesen König!

 

Filmografie

Jahr Film Rolle
1965 Karla Lehrer Eifler
1965 Die besten Jahre Lehrer Klein
1965 Der Frühling braucht Zeit Rudi Wiesen
1966 Lebende Ware  
1967 Frau Venus und ihr Teufel Siegfried
1968 Ich war neunzehn Etappenmajor
1968 Mohr und die Raben von London  
1968 Die Nacht im Grenzwald Bennigsen
1968 Die Spur des Falken Bashan
1969 Hauptmann Florian von der Mühle Polizeidirektor
1969 Weiße Wölfe  
1970 Tödlicher Irrtum Allison
1970 Jeder stirbt für sich allein (TV)  
1971 Männer ohne Bart Cowboy
1971 Goya oder: Der arge Weg der Erkenntnis König Karl IV.
1972 Zwillinge Generaldirektor Beisser
1972 Eolomea Olo Tal
1972 Die Leichensache Zernik (TV)  
1973 Die Brüder Lautensack Manfred Proell
1973 Apachen Captain Burton
1973 Drei (Hasel)Nüsse für Aschenbrödel König
1973 Die Brüder Lautensack Stabchef Manfred Proel
1973 Wie füttert man einen Esel?  
1973 Die Hosen des Ritters Bredow Ritter Götz von Bredow
1973 Susanne und der Zauberring Schleusenwärter
1974 Der Nackte Mann auf dem Sportplatz  
1974 Hans Röckle und der Teufel Meister Hans Röckle
1974 Kit & Co. Shorty
1974 Orpheus in der Unterwelt Jupiter
1974 Ulzana Capitain Burton
1975 Polizeiruf 110 - Die Rechnung geht nicht auf (TV) Kramer
1975 Bauernkrieg - Die Bösewichter müssen dran Christian
1975 Jede Woche Hochzeitstag Robert
1976 Beethoven - Tage aus einem Leben  
1976 Unterwegs nach Atlantis Alexander Grey
1976 Daniel Druskat (TV)  
1978 Polizeiruf 110 - Doppeltes Spiel Hopfer
1978 Volpone (TV) Volpone
1980 Archiv des Todes (TV-Serie)  
1981 Mephisto General
1981 Die Gerechten von Kummerow  
1982 Bahnwärter Thiel (TV)  
1982 Das Graupenschloß (TV)  
1982 Der Lange Ritt zur Schule  
1982 Rächer, Retter und Rapiere (TV) Heinrich von Müffling
1982 Sonjas Rapport  
1983 Frühlingssinfonie Friedrich Wieck
1983 Ärztinnen Dr. Böblinger
1983 Mein Vater ist ein Dieb  
1983 Der Staatsanwalt hat das Wort - Nur einen Schluck Tristan
1983 Sachsens Glanz und Preussens Gloria (TV) König August III
1984 Hälfte des Lebens - Hölderlin Wilhelm Hense
1984 Die Grünstein-Variante Gefängnisdirektor
1984 Das Haus am Fluss - Der Russenpelz Direktor Hüsgen
1984 La Piovra - Allein gegen die Mafia (TV) Professore Ramonte
1984 Wer war Edgar Allan ?  
1985 Besuch bei Van Gogh Amadeus Bergk
1985 Der Staatsanwalt hat das Wort - Hubertusjagd (TV) Oberförster Clemens Gerlach
1985 Irrläufer (TV) Bergmann
1985 Kaiser für eine Nacht  
1986 Der Nachbar  
1986 Biala Wizytowka - Chronik einer Fürstenfamilie Heinberg
1986 Ein Chinese sucht seinen Mörder  
1987 Johann Strauss - der ungekrönte König Herzog Ernst
1988 Bangkok Story Hart
1989 Ein brauchbarer Mann Heiner Rudolf
1989 Der Bruch Bruno Markward
1989 Pestalozzis Berg  
1989 Die Tänzerin  
1990 Das Licht der Liebe Markgraf
1990 Kohl - ein deutscher Politiker  
1991 Schtonk Karl Lentz
1991 Bronsteins Kinder Gefangener
1991 Mein Bruder, der Clown (TV) Benno
1991 Melanios letzte Liebe (TV) Melanio
1991 Ende der Unschuld Otto Hahn
1991 Die Lok Hans Kastler
1992 Der absurde Mord (TV) Prof. Siedlach
1992 Brandnacht Tobler
1992 Das grosse Fest (TV) Friedrich
1992 Den Demokratiske Terroristen Lodge Hecht
1992 Die Männer vom K3 - Halali für einen Jagdfreund (TV) Adolf Buchegger
1992 Mario und der Zauberer Präfekt
1992 Rosamunde Pilcher - Stürmische Begegnung (TV) Grenville Bayliss
1993 Auf eigene Gefahr Baron Bernhoven
1993 Stürmische Begegnung (TV) Grenville Bayliss
1994 Alles Glück dieser Erde Jakob Eicke
1994 La Piovra 7 - Allein gegen die Mafia (TV) Professore Ramonte
1994 Mario und der Zauberer Prefecto Angiolieri
1994 Tatort - Der Schwarze Engel (TV) Tauber
1994 Wachtmeister Zumbühl Gemeindepräsident Mathis
1994 Spreebogen Hugo Bartels
1995 Die Elefantenbraut Krottendorf
1995 Im Zweifel für ... Glaser / Lazar
1995 Nadja - Heimkehr in die Fremde (TV) Großvater
1995 Zu treuen Händen Theo Krautinger
1995 Tatort - Der Spezialist Karl Ammond
1995 Kommissar Rex - Entführt Erich
1995 Matulla und Busch Senft
1995 Reise in die Dunkelheit  
1995 Spreebogen Bartels
1996 Unser Mann - Das Siegel des Todes Dr. Prokropp
1996 Im Rausch der Liebe Hauptmann
1996 Polizeiruf 110 - Kurzer Traum Goertz
1996 Geisterstunde - Fahrstuhl ins Jenseits Frank
1996 Geisterstunde - Der Haustyrann Handwerker
1996 Geisterstunde - Die Schlafwandlerin Pächter
1996 Tatort - Parteifreunde Sudhoff
1996 Tatort - Schlaflose Nächte (TV) Walter Severing
1996 Lorenz im Land der Lügner König
1997 Comedian Harmonists Gauleiter Streicher
1997 Frauen morden leichter  
1997 Der Hauptmann von Köpenick (TV) Zuchthausdirektor
1997 Sardsch (TV) Heinz Baranowski
1997 Eine Sünde zuviel (TV) Anwalt Bornstein
1997 Tatort - Tödlicher Galopp Karsunke
1997 Zucker für die Bestie (TV) Prof. Weihrauch
1998 Sterben ist gesünder Georg Mosbacher
1998 Feuerläufer - Der Fluch des Vulkans (TV) Prof. van Geyken
1998 Rot wie das Blut Bonsart
1998 Hans im Glück Reiter
1998 Der Handymörder (TV) Wolfgang Dreher
1998 Palmetto - Dumme sterben nicht aus Felix Malroux
1998 Mörderisches Erbe - Tausch mit einer Toten (TV) Raimund Kaschke
1999 Am Ende siegt die Liebe (TV) Max Sander
1999 Bunker - eine todsichere Falle (TV)  
1999 Haltet sie auf! Großvater
1999 Klemperer - Ein Leben in Deutschland (TV) Opa Findeisen
1999 La Piovra 10 - Allein gegen die Mafia (TV) Professore Ramonte
1999 Letzter Atem (TV) Juttas Vater
1999 Rosamunde Pilcher - Klippen der Liebe (TV) Peter Green
2000 Eine starke Frau Max
2000 Models (TV) Bernhard Rief
2001 Die Verbrechen des Professor Capellari - Milenas Bücher (TV) Dr. Walter Schneider
2001 Das Rätsel des blutroten Rubins (TV) Kellermann
2001 Der Bulle von Tölz - Der Liebespaarmörder (TV) Dr. Berthold Schwaninger
2002 Friedrich Freiherr von der Trenck - Zwei Herzen gegen die Krone Musiklehrer Kirnberger
2003 Kleinruppin Forever  
2003 Wilsberg - Tod einer Hostess Erwin Kuhn
2003 Tatort - Der schwarze Troll (2003) Dr. Paul Knödgen
2004 Hart am Wind (TV)  
2004 Donna Leon - Aqua Alta (TV)  
2006 SOKO Kitzbühel - Mörderische Schnitzeljagd (TV) Manninger/Santigo

 

Quellen:

  • Pressestelle Bayrischer Rundfunk, genauer: http://www.br-online.de/inhalt/wir_ueber_uns/pressestelle/spezial/02902/
  • Berliner Morgenpost (Hg.): Rolf Hoppe online unter: http://www.mopo-media.de/archiv2000/000903/feuilleton/story340559.html
  • Prisma-online (Hg.): Rolf Hoppe online unter http://www.prisma-online.de/rga-online/person.html?pid=rolf_hoppe
  • http://www.berlinonline.de/wissen/berliner_zeitung/archiv/2000/1206/feuilleton/0018/
  • Kathrin Konjareck: Rolf Hoppe, in: www.ddr-hoerspiele.de, http://home.arcor.de/kathrin.konjareck/Sprecher/Hoppe.html
  • Václav Vorlíček in seinem Interview auf der 2002er Ausgabe der tschechischen Film-DVD "Tri oríšky pro Popelku", Zlatý Fond České Kinematografie 2002, übersetzt von Renata Susewind
  • Unicorn Media (Hg.). Rolf Hoppe, in: http://www.kinotv.com/proc/bio/bio.cfm?namecode=45285.0.htm
  • Internet Movie Database(Hg.): Rolf Hoppe - actor-filmography in: http://german.imdb.com/name/nm0388744/
  • Radiobremen (Hg.): Rolf Hoppe in: Tatort - Die Fälle http://www.radiobremen.de/tv/tatort/darsteller/hoppe.html
  • Thomas Bauer (nach einem persönlichen Gespräch mit Herrn Hoppe)
  • Fotos: Kathrin Miebach, Thomas Bauer, Thore Siebrands