Pavel Trávníček
* 26.10.1950
seit September 2015 zum vierten Mal verheiratet - diesma mit Monika Fialková
Vater von Adam und Pavel (aus einer früheren Ehe)
Studiert zunächst Musik an der JAMU (Janáčkova akademie múzických umění) in Brno später Schauspiel
Erstes Engagement am Theater der Gebrüder Mrštíků in Brno
seit 1977 im Městská divadla pražská in Prag
1997 Gründung seines eigenen Skelet Theaters in Prag
Der Tscheche Pavel Trávníček hatte vor 3hfa nur eine einzige Rolle - im Abschlussfilm des slowakischen Studenten Jaroslav Soukup. Einer der Prüfer war Václav Vorlíček, der sich an Pavel erinnerte, als es an die Besetzung der 3hfa-Rollen ging. Er rief Soukup deswegen an und der sagte, ja, Trávníček hat in meinem Film gespielt, aber eigentlich ist er noch auf der JAMU in Brno. Vorlíček rief trotzdem bei Trávníček an, lud ihn ein und zeigte ihm das Drehbuch. Trávníček war davon ganz angetan und Vorlíček war von dem jungen Mann begeistert.
Ein Problem war nur, dass der "Prinz" nicht reiten konnte. Er musste also Reitstunden nehmen - da war er nicht der einzige. Das zweite Problem war Trávníčeks offenbar damals noch fürchterlicher Brno-Akzent, so soll er statt "Popelku" (Aschenbrödel) "Popilko" gesagt haben. In der tschechischen Filmfassung wird der Prinz daher von Petr Svojtka synchronisiert - ja, wirklich!
Seit den 1980ern synchronisierte er selber häufig, z.B. Richard Roundtree in "City Heat", Steve Guttenberg in "Das Schlafzimmerfenster" (ein Remake von Hitchcocks "Das Fenster zum Hof" von 1987), 1988 Alec Baldwin in "Die Waffen der Frauen", Chuck Norris in "Sidekicks" (1992), 1996 Jeff Goldblum in "Independence Day" und 2002 Obelix in "Mission Cleopatra".
Für die tschechische Ausgabe von M*A*S*H sprach er die Rolle des Hawkeye (Alan Alda), dessen zynischer Humor Trávníček gefällt. Alda sei allerdings schwer zu synchronisieren, berichtet Trávníček in dem tschechischen Fernsehmagazin Televize, da er "sehr energisch und imstande ist, unglaublich schnell eine Kaskade von Worthumor auszustoßen. Ich hatte genug zu tun, das Tempo zu halten."
Neben der Schauspielerei interessiert Pavel Trávníček sich auch für Musik. Er ist in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen, deren Oberhaupt es gerne gesehen hätte, wenn alle Kinder professionelle Musiker geworden wären. Das hat aber nur Pavels Schwester Marta verwirklicht, die Flöte studiert und Konzerte gegeben hat. Heute lehrt sie allerdings nur noch, was Pavel auf ihr starkes Lampenfieber bei Auftritten zurückführt. Ihr Bruder mußte zuerst Klavier spielen lernen, dann schenkte ihm sein Großvater eine Trompete. Pavel hat sogar Musik in Brnó studiert, ging dann aber über zur Schauspielerei, was sein Vater erst befürworten konnte, als er sah, dass man auch damit sein Geld verdienen kann. Pavel ist der Meinung, dass man beim Musizieren nichts verbergen kann, dass dies bei der Schauspielerei aber schon möglich ist und man viele Rollen - auch im Fernsehen - bekommt, wenn man nur die richtigen Beziehungen hat.
Tatsächlich hat er ja auch in einigen Märchenfilmen, zum Teil zusammen mit Libuše mitgespielt, so z.B. in "Der Dritte Prinz". Alles ganz nette Streifen, die aber bei weitem nicht an 3hfa herankommen, wie ich finde. Sein gegenwärtiges Auftreten im tschechischen Fernsehen ist - man höre und staune - jedoch das eines Show-Moderators. Wenn ich das Konzept von DO-RE-MI richtig verstanden habe, dann führen dort musikalische Nobodies ihr Talent vor, und werden von einer Jury beurteilt. Pavel singt bei dieser Gelegenheit auch, was er in seiner Studienzeit lernen musste (er gibt an, die Gesangsstunden besonders gehasst zu haben). Offenbar hat die Studiererei aber etwas geholfen, denn unser Prinz hat eine Platte aufgenommen. Sie heißt Zpívá Pavel Trávníček (etwa: "Pavel Travniček singt"). Pavel singt darauf Stücke von Jiří Schneider mit so klangvollen Titeln wie "Táta" (Papa) oder "Tráva zelená" (Grünes Gras).
Nach gescheiterten Ehen mit Simona Stašová und Helena Ditrtová sowie zwei Söhnen Adam und Pavel hat er im Sommer 2000 mit 49 Jahren zum dritten mal geheiratet.
Die Hochzeit mit der blonden Lucii Vrbová, einer 23jährigen Betriebsbeamtin seines eigenen Skelet-Theaters wurde in Tschechien wie eine Hochzeit des Jahrhunderts aufgenommen. Die Feier fand unweit vom Prag im Luxushotel S.E.N. mit etwa 200 teils prominenten Gästen statt und kostete den Bräutigam eine Million Kronen (ca. 33.000 €). Wer sich eine Villa in Mnichovicích bei Prag für sieben Millionen leisten kann, soll sich bei seiner Hochzeit nicht lumpen lassen. Aber auch diese Ehe hielt nicht. Lucii sollsich nach der Hochzeit "nicht unbedingt gut verhalten" haben, wie mir unsere Prag-Beauftragte Mona schrieb. Die Ehe dauerte nur ein halbes Jahr.
Zu haben ist unser Prinz aber deswegen nicht. Einge Jahre war er mit der wesentlich jüngren Monika Fialková liiert, die später seine dritte Eherfrau wurde. Offenbar ist Pavel in Tschechien als Charmeur bekannt. Auf der Neueröffnung eines Lokals, zu der auch andere Prominente eingeladen waren, kam er zwar mit seiner Freundin, war aber wohl wieder der Löwe im Salon. Er soll sich gut amüsiert und mit einem Model heftig geflirtet haben. Jungen Frauen kann unser Pavel einfach nicht widestehen. Es hieß vor längerer Zeit in einem Interview mit ihm: "Jsem velmi kladný k ženám". Heißt so viel wie: Ich bin zu Frauen sehr positiv. (Danke an Mona für die Infos zu Pavels Liebschaften!)
Leider hat Trávníček nicht ganz so gut an seinen Filmerfolg anknüpfen können, wie das Aschenbrödel. Nach dem Ablauf des üblichen Fünf-Jahres-Vertrags beim Stadttheater von Prag gründete er erst die Agentur Marcus und 1998 sein eigenes, das "Skelet"-Theater. Auf dessen Webseite konnte man lesen, warum dieser Name gewählt wurde: Die Komödie ist für das Theater, was das Skelett für den Körper ist: Das tragende Element. So wurden am Divadlo Skelet offenbar auch nur Komödien gespielt, in denen unser Prinz in teilweise recht schrägen Kostümen die Hauptrollen gab.
Mit dem Skelet ist er mehrfach umgezogen. 2002 lag es noch in der Opletalova (s.o.), einer Nebenstraße des Wenzelsplatzes, ganz in der Nähe des Nationalmuseums. Dann zog er für kurze Zeit ins Blaník, ein großes Kino am Wenzelsplatz, das ihm aber schnell zu teuer wurde. "Unchristlich viel Zaster" würde man dort für einen Abend verlangen, so dass früher oder später jeder gehen müsste - so Trávníček. Seit 2006 war das Skelet ein Teil des "Theatre Illusion Biograf" an der Vinohradská. Trávníček hat das seit 1929 bestehende Kino "Bio Illusion" nach dessen Bankrott übernommen und mit der Vision gefüllt, dort nicht nur Filme zu zeigen, sondern auch Theater zu spielen und andere kulturelle Angebote zu machen, wie Multimedia-Aufführungen, Künstleraktionen usw.
Wie unsere Prag-Beuaftragte Mona mitteilt, musste er aber im Mai 2007 auch diese Lokalität wieder verlassen, nachdem er - glaubt man dem tschechischen Boulevard - mehrere Monate keine Miete gezahlt hatte. Er soll beim Auszug sogar 80 Stühle mitgenommen haben. Seine Laune kann das aber nicht verderben, denn nach wie vor ist er optimistisch, dass es sein Theater auch weiter geben wird. Sein Team und er sind seien auf der Suche nach einem neuen Gebäude.
Das Theater gibt es immer noch, inzwischen unter dem Namen: "Divadlo Pavla Trávníčka" und hat wohl keine eigene Bühne mehr, tritt aber in Kooperation mit anderen Bühnen auf. Neben dem aktuellen Stück kann man auch Dienstleistungen buchen, z. B. Kinderaufführungen, Karaoke unter dem Namen "DO-RE-MI", Moderation privater Veranstaltungen, auch kann man Hallen mieten oder einen historischen Rolls Royce,
Seit einiger Zeit wird Pavel immer mal wieder in Deutschland gesehen, vor allem in Moritzburg. Im Mai 2009 zum Beisopiel besuchte er für das Projekt "Arche Europa" das Schloss und gab einer Kindergruppe aus Tangermünde ein Interview. (Siehe Foto links - vielen Dank an Heiko Cinibulk von Saxonia Entertainment!)
Ein paar weise Worte hat Pavel Trávníček auch noch für seine Fangemeinde: Auf die Frage: "Sind Sie ein Romantiker?" antwortete er einmal: "Eine romantische Einstellung ist eine gute Einstellung zum Leben. Im Leben ist nämlich immer das interessanter, was der Mensch möchte, als das, was er schon hat. Wie ein Sprichwort sagt: "Die Träume töten wir damit, dass wir sie realisieren." Wenn der Mensch mit dem Träumen aufhört, hört er auf ein Kind zu sein." Pavels eigene Träume sind recht sympathisch: Er hätte gern ein Sommerhäuschen am Meer...
Filmografie
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Quellen:
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aktuelles Foto oben links: Heiko Cinibulk/MDR (mit freundlicher Genehmigung)
- große Fotos pavel6.jpg, pavel7.jpg und pavel8.jpg mit freundlicher Genehmigung von Heiko Cinibulk/MDR
Anlass: Pavel Travnicek besucht Schloss Moritzburg für ein Interview mit einer Kindergruppe im Rahmen des Projekts "Arche Europa" am 25. April 2009 -
Václav Vorlíček in seinem Interview auf der 2002er Ausgabe der tschechischen Film-DVD "Tri oríšky pro Popelku", Zlatý Fond České Kinematografie 2002, übersetzt von Renata Susewind
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Jan Rychetský: Odrostlý princ chce stále zustat dítetem, in: Blesk Magazín, (http://www.bleskmag.cz/8036/00013593.htm), Übersetzung Uwe Kessler (Danke, Uwe!)
Svatba století in: Televize 41/00; http://www.televize.cz/2000041/00418237.htm, Übersetzung von Reinhardt Werner (Danke!!) -
Holger Ebermann: Pavel Travnicek in: Der Tschechisch-Slowakische SerienIndex http://www.geocities.com/phonik2/travnicek.html
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Holger Ebermann: Přítelkyne z domu smutku in: Der Tschechisch-Slowakische SerienIndex, online unter http://www.geocities.com/phonik2/pritelkyne.html
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Pavel Trávníček in: http://www2.webpark.cz/booboo/Actors1968_89.htm
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www.skelet.cz
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http://www.sonymusicbonton.cz/ukaz_cd.php?cd=94
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Fotos des Divadlo Skelet von Kathrin Richter
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andere Fotos von http://www.bleskmag.cz/8036/00013593.htm
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Hochzeitsfotos von http://www.televize.cz/2000041/00418237.htm
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Eva Pilarová in: http://www.slav.cz/slavici/ples2002/pilarova/
- Princ Trávníček je principálem (a chce být králem...) in: TV Plus 16/2006, online unter http://www.televize.cz/scripts/detail.php?id=22430
- Tereza Spáčilová: BIO ILLUSION Otevřený životopis jednoho kina in: Instinkt č.08 - 23.02.2006, online unter: http://www.instinkt-online.cz/obsah/default.asp?rok=2006&cislo=08&id=14
- Rádio Dyje (Hg.): Host Rádia Dyje - Pavel Trávníček in: http://www.radiodyje.info, online am 19.03.2009 unter http://www.radiodyje.info/view.php?nazevclanku=host-radia-dyje-pavel-travnicek&cisloclanku=2008100003, freundlicherweise übersetzt von Michaela Kostrhonova
- Radim Hasalík, Pavel Ptáček (Hg.): Tři oříšky pro Popelku (1973) 24.12.2005 in: Brudrovo blog, online am 19.03.2009 unter http://brouzdej.cz/blogy/brudra/3920.html
- wikipedia.cs (Hg.): Divadlo Pavla Trávníčka, online am 01.01.2021 unter https://cs.wikipedia.org/wiki/Divadlo_Pavla_Tr%C3%A1vn%C3%AD%C4%8Dka