Die Kostüme im Barrandover Fundus
Kostüme im Filmstudio besuchen
Vorher fragen!
Manchmal touren Kostümausstellungen durch Tschechien, die sich gerade die Aschenbrödel-Kostüme ausleihen und mitnehmen, eine genaue Nachfrage vor dem Besuch in Barrandov ist daher anzuraten! Von Oktober 2011 bis Ende Februar 2012 waren die Aschenbrödel-Kostüme zum Beispiel an das Schloss Moritzburg ausgeliehen und für weitere Kostümausstellungen hatte sich ein Veranstalter die Ausleihe auch schon öfter gesichert.
Allgemeine Dauerausstellung im "Filmpoint"
Die Filmstudios Barrandov haben im "Filmpoint" in ihrem Hauptgebäude eine kleine Dauerausstellung unter dem Titel "Film Barrandov - Von der Geschichte bis zur Gegenwart" eingerichtet. Darin kann man Kostüme, Requisiten und anderen Kuriositäten aus vergangenen und aktuellen Projekten betrachten, darunter auch ein Ballkleid aus 3hfa, Ringe und Krönungsjuwelen aus der Serie "Die Märchenbraut" oder ein Auto aus der Science-Fiction-Serie "Die Besucher". Darüber hinaus bietet der Filmpoint einen Blick hinter die Kulissen des Filmhandwerks, z. B. Kostümschneiderei, Make-up und Dekorationswerkstatt. Außerdem gibt es eine Fotoecke, in der man sich Kostüme und Hüte anziehen und sich dann fotografieren kann.
Zurzeit ist natürlich Corona-Betrieb, d. h. die Ausstellung kann nur nach vorheriger Bestellung per E-Mail besucht werden, und nicht, wenn gerade Lockdown ist.
Gruppenführungen
Man kann auch Gruppenführungen buchen. Ob man sich dabei aussuchen kann, wohin man geführt wird, weiß ich nicht. Vielleicht lohnt es sich mal nachzufragen.
Öffentliche Führungen im Kostümfundus
Manchmal werden im Kostümfundus öffentliche Führungen angeboten. Das war zum Beispiel 2020 an drei Samstagen im Sommer so. Diese Informationen findet man aber leider nicht auf der englischen Version der Webseite, sondern nur auf der tschechischen. Es lohnt sich also, da mal reinzuschauen, wenn man einen Besuch in Prag plant
Vor vielen Jahren waren die Aschenbrödel-Kostüme nichts besonderes
Im Sommer 2003 hatte ich das große Glück mit wenigen tschechischen Brocken, viel Geduld noch mehr Gefuchtel mit Händen und Füßen und einer SEHR netten aber leider nur tschechischsprachigen Dame vom Kostümfundus der Barrandover Filmstudios das Ballkleid und das Hochzeitskleid von Aschenbrödel mal im Original bewundern zu dürfen. Die Dame war so freundlich, mir die kostbaren Stücke kurz vor meine billige Kamera zu halten. Dann suchte sie mir auch noch das Kleid von "Kleinröschen" heraus, und gestikulierte, dass eine dicke Person dieses Kleid getragen hatte - damit ich auch wirklich begreife, was ich da sehe.
2004 habe ich mich dann etwas besser vorbereitet und per email einen Termin im Barrandover Kostümfundus gemacht. Ich wusste ja, dass wenigstens einige Damenkostüme dort sind, aber man hatte mir auch gesagt, dass viele Kostüme in Deutschland aufbewahrt werden (und die Babelsberger waren am Telefon nicht ganz so hilfreich, wie die Tschechen). Ich hatte zu Hause angekommen aber im Bildvergleich auch festgestellt, dass das Ballkleid, das ich 2003 fotografiert hatte, gar nicht das Kleid war, dass Libuše im Film getragen hat, sondern eine Kopie. Also musste ich nochmal hin. Wie schon beim letzten mal waren die Damen sehr nett. Als mein englischsprachiger Kontakt (eigentlich nur die Übersetzerin der Abteilung) merkte, dass wir Deutsche sind, freute sie sich, denn eine der Leiterinnen des Fundus, eine ältere Dame sprach fließend deutsch und führte uns nun zwei Stunden durch den Fundus - Mann, war das toll!
"Reliquien" wurden an Hinz und Kunz verliehen
Aber der Reihe nach. Zuerst wurden wir in den Keller geführt, wo die Damenkostüme nach Stilrichtungen sortiert aufbewahrt werden. Dort fiel sofort eine Puppe ins Auge, die Aschenbrödels Ballkleid und den Kapuzenmantel trug. Dahinter hing schon das Kleid von Kleinröschen. Mehrere Kleider anderer Filme, darunter auch das Ballkleid von Dora hingen mit Zetteln markiert auf einem Ständer. Diese wären reserviert und würden ausgeliehen, erklärte man uns. Wir sahen uns an und konnten es nicht fassen: Ausgeliehen? An wen denn? Letzten Dienstag wäre die ARD dagewesen und hätte sich ein paar Kostüme - u.a. von 3hfa - für einen Beitrag im Tigerentenclub ausgeliehen. Diese hier würde jemand anderes bekommen, der ein Kostümfest veranstalten würde. Wie, diese heiligen Stücke, die SIE getragen hat, kann jeder Hinz und Kunz AUSLEIHEN??? Unglaublich, aber leider wahr: Für ca. 40 Euro Leihgebühr konnte man damals jedes Kostüm leihenn (Spoileralarm: Die Zeiten sind vorbei). Zum Glück hat Frau Šafránková höchstens Größe 34, da passten wohl nicht viele Frauen rein, und außerdem musste man mehrere Tausend tschechische Kronen an Kaution hinterlegen, je aufwändiger das Kostüm, desto höher auch die Kaution. Aber trotzdem. Wir waren entsetzt.
Die Damen vom Kostümfundus aber hatten schon mit der Suche nach etwas begonnen, dass mir vielleicht passen könnte. Und mit beherztem Zerren und Ziehen wurde ich in Doras Ballkleid gesteckt. Kein Wunder, dass die traumhaften Kleider inzwischen nicht mehr nur ein wenig mitgenommen aussehen. Wir haben auch nach Aschenbrödels Brautkleid gefragt und durften es uns ein bisschen näher ansehen (siehe unten). Einem Fan blutet da schon das Herz, wenn er sieht, wie professionell mit den Sachen umgegangen wird - aber natürlich sind all die tausende von Kostümen für die Barrandover nur Produktionsmittel, und wenn durch das Ausleihen noch ein bisschen Geld hereinkommt - umso besser.
Leider fehlen inzwischen nach über 30 Jahren alle Zubehörteile, z.B. die Schleppen von Ball- und Brautkleid. Ich fragte mehrmals, was passieren würde, wenn einmal ein Kleid nicht zurückgebracht würde, bekam aber keine richtige Antwort, es hieß immer nur, die Kleider seien unverkäuflich, und man bräuchte sie auf jeden Fall zurück.
Wir fragten uns langsam, ob das überhaupt noch die Original-Kostüme waren, oder ob man sie nachgeschneidert hatte, vielleicht auch extra für den Verleih. Schließlich war das Ballkleid auf der Puppe auch nicht das Filmkostüm. Man erklärte uns aber, dass es schon die Originalkostüme seien, manchmal würde allerdings ein Kostüm doppelt angefertigt. Beispielsweise das Ballkleid? Ja. Haben Sie das andere Exemplar auch irgendwo? Ja, hier. Und schon wurde es ein paar Meter neben seinem Duplikat aus dem Hänger gezogen. Ja, das war es nun wirklich. Erkennen kann man das ja recht gut an dem großflächigen Paisley-Muster.
Die beiden Damen, die uns alles zeigten und als sie erst mal merkten, dass wir hauptsächlich Fotos machen wollten, liebevoll die Kostüme zurechtlegten und so drapierten, wie sie dachten, dass es am besten aussehen würde, erwähnten nebenbei etwas von Herrenkostümen. Wir horchten auf. Waren die doch in Prag? Letztes Jahr hatten wir noch verstanden, dass die Herrenkostüme alle in Berlin sein sollten. Aber da hatten wir ja auch nur in Zeichensprache kommuniziert. Wir fragten vorsichtig, ob man denn noch Zeit habe, uns auch die Herrenkostüme zu zeigen. Klar, kein Problem. Also sowas hab ich auch noch nicht erlebt. Wir machten nur Umstände, wollten jeden Fitzel fotografieren und stellen lauter dumme Fragen. Trotzdem war man im Fundus so was von freundlich und hilfsbereit, dass ich schon ein schlechtes Gewissen bekam.
Herrenkostüme farbefroher als gedacht
Als wir dann zwei Stockwerke höher die Herrenabteilung betraten, fiel uns sofort der Jagdhut des Prinzen auf, der auf einem Plastikkopf ausgestellt war. Man führte uns ganz nach hinten durch, wo die Renaissance-Kostüme auf Stangen hingen, mit Zetteln darüber, die den Filmtitel nannten und die Kostümnummern aufzählten, die dazu gehörten.
Und was konnten wir plötzlich für Details entdecken. Oder ist euch schonmal aufgefallen, dass das schrecklich goldene Outfit des Prinzen (wir Ex-Kölner nennen ihn dann immer scherzhaft "Prinz Karneval") blau gemustert ist?? Die Farben waren sowieso überraschend knallig. Auf einem alten Verleihvideo ist auch alles viel bunter, als früher im Fernsehen, das als Beitrag zu der Diskussion um die vom WDR in Auftrag gegebene Farbkorrektur. Manchmal wussten wir auch nicht genau, welches Kostüm es nun war, es kam uns zwar bekannt vor, aber wir konnten es nicht zuordnen. Aber wozu gibt es screenshots...
Diese Kostüme bekamen wir 2002 zu Gesicht. Es sind aber noch viel mehr Stücke aus dem Aschenbrödelfilm vorhanden. die inzwischen bereits mehrmals in diversen Ausstellungen gezeigt wurden und hoffentlich weiterhin ab und zu mal öffentlich zu sehen sein werden:
Drei Schuhe für Aschenbrödel
Wir fragten auch nach den Schuhen und durften einen Blick in das Schuhlager werfen. Aschenbrödels Ballschuhe standen ziemlich weit vorne im Regal. Der ältere Schuhmacher, der im heute-journal zu sehen war, hat diese Schuhe angefertigt. Er ist eigentlich schon pensioniert, arbeitet aber noch ab und zu für Barrandov. Als wir da waren hatte er leider gerade Urlaub. Auch die Schuhe waren die Originale, die Libuše tatsächlich getragen hat. Sie sahen auch getragen aus, bzw. hatten noch Schmutzspuren.
In dem ZDF-Beitrag konnte man schon sehen, dass Aschenbrödel verschiedene Tanzschuhe hatte. Es gibt ein Paar mit flacheren Absätzen zum Laufen und Tanzen und einen zusätzlichen Schuh (Gr. 34), der einen höheren, geschwungenen Absatz hat. Dieser Schuh wurde für die Nahaufnahmen verwendet, der Prinz hält ihn z.B. die ganze Zeit in der Hand und Aschenbrödel hält diesen Schuh hoch, als sie nach dem Verlust des Schuhs "den zweiten" Schuh ausszieht. Der Schuh ist noch etwas kleiner, als das flache Paar, und nur das hat Libuše wirklich getragen. Auch bei allen Einstellungen auf dem Hof. In der Nahaufnahme sieht man den Prinzen ihr den schönen Schuh anziehen, in der Totalen erkennt man aber, wenn man genau hinschaut, dass sie diesen Schuh gar nicht trägt.
Ja, das haben wir 2004 Jahr in CZ gemacht.
In Prag gibt es auch noch andere Kostüme, z.B. die hier:
Kostüme werden nationales Kulturerbe
2007 sind neben zunächst 100 anderen Objekten aus den Filmstudios Barrandov die wichtigsten Kostüme aus 3hfa zum nationalen Kulturerbe erklärt worden.
Die Firma Barrandov Studio hat eine ziemlich lange Geschichte, schon das Hauptgebäude ist ein Kulturdenkmal und es haben sich im Laufe der Jahrzehnte eine Unmenge an Dingen angesammelt, die einen "erheblichen historischen und dokumentarischen Wert aufweisen". Das Unternehmen hat aus seinem riesigen Bestand einige Objekte, darunter auch viele Kostüme, ausgewählt, die "insgesamt den Attributen einer Museumssammlung entsprechen", im Spätsommer 2007 katalogisiert und seitdem entsprechend gepflegt. Nachdem man nun eine veritable und regelgerecht verwaltete Sammlung aufweisen konnte, hat man im Oktober 2007 beim Kulturministerium ein Antrag auf Eintragung in das zentrale Sammlungsregister gestellt. Am 5.12. 2007 wurde die Barrandov Studio Collection erfolgreich im Zentralregister der Sammlungen unter der Registrierungsnummer BAR / 007-10-11 / 357007 registriert.
Gut gemacht!!
Zu der Sammlung gehören Requisiten und Kostümen aus Filmen, sie zwischen 1951 und 1983 gedreht wurden. Die Sammlung wurde bereits im Winter 2008/09 in Prag, der 3hfa betreffende Teil im Winter 2010/11 auf Schloss Moritzburg und die Märchenfilm- und Märchenserienkostüme im Winter 2012/13 ebenfalls auf Schloss Moritzburg ausgestellt.