Die Dreharbeiten - Das Buch
Das Drehbuch
sollte, so wie es Václav Vorlíček angeboten wurde, angeblich von Bohumila Zelenková geschrieben worden sein. Da Vorlíček die Geschichte gefiel, hat er angefangen, Vorbereitungen für die Dreharbeiten zu treffen. Dabei fiel ihm auf, dass die Autorin eigentlich nicht Frau Bohumila Zelenková ist. Das tschechische Fernsehen fand heraus, dass der ursprüngliche Autor František Pavlíček ist, ein bekannte Dramaturg und Schriftsteller und ein sehr guter Organisator. Da er sich aber 1968 sehr im Rahmen des Prager Frühlings engagiert hatte und der Film 1972 gedreht werdens sollte, durfte Pavlíčeks Name darin nicht vorkommen. "Das Regime hat versucht, ihn komplett seiner Existenz zu berauben und ihn von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Daher hat Frau Zelenkova eine Ghostwriterfunktion übernommen." erzählt Vorlíček.
František Pavlíček: Tři oříšky pro Popelku, Atlantis-Verlag, Brno 2003, ISBN80-7108-243-0
in Deutschland erhältlich über Kubon & Sagner
Das deutsche Drehbuch ist heutzutage zu finden in der Hochschulbibliothek der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg unter der Nummer X 694, nur im Lesesaal einsehbar. Ulfert, der sich die Mühe mal gemacht hat (sehr lobenswert) konnte berichten, dass der Titel des deutschen Drehbuchs "Drei Haselnüsse für's Aschenbrödel" ist. Die tschechische Fassung scheint dort allerdings nicht vorhanden zu sein, denn sie steht nicht im Bibliothekskatalog. Man kann sie aber als Buch kaufen, zusammen mit den Skripten für Prinz Bajaja und Královský Slib (s.o.).
Die Koautorin berichtet
Ende Oktober 2005 passierte mir mal wieder einer von den ganz unglaublichen Zufällen: Beim Surfen fand ich auf www.filmportal.de die Angabe, dass eine Frau Hannelore Unterberg am Drehbuch von 3hfa beteiligt gewesen sei. Den Namen hatte ich noch nie gehört und hielt das für einen Fehler (kann ja mal passieren). Die Dame gab es natürlich trotzdem und sie hatte auch andere Filme gemacht. Nach längerem Suchen fand ich sogar eine email-Adresse. Da dachte ich mir, warum noch länger forschen, ich frag einfach mal Frau Unterberg selbst - haha.
Aber nix "haha", vier Stunden später, ich lag gerade gemütlich auf dem Sofa, klingelte das Telefon. Ihr könnt euch mein Erstaunen vorstellen, ja schlimmer noch, ich kapierte gar nichts, bis die Stimme sagte "ich habe Ihre Mail gelesen". Das konnte doch nicht wahr sein! Da schreibt ihr eine Frau, von der sie ihr Lebtag noch nie was gehört hat und stellt dumme Fragen über Drehvorbereitungen, die schon 33 Jahre her sind und was macht Frau Unterberg? Ruft mich einfach mal an!! Ich fasste es nicht! Na schön, ihr wollt natürlich wissen, ob sie nun wirklich ... ja, hat sie. Aber lest selbst:
"... Ich habe Ihre mail gelesen und wollte erst schreiben, aber so kommt die Begeisterung gar nicht richtig rüber. Ich kann mich noch genau daran erinnern, es war eine tolle Zeit. Ich hatte gerade die Filmhochschule abgeschlossen und wurde gleich 1972 eingeteilt als Regieassistentin für Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Ich durfte das allerdings nur zum Teil machen, weil ich inzwischen schon ein eigenes Projekt hatte. Statt meiner wurde später ein anderer Regieassistent beigegeben - Bohnenstengel - so dass ich an meinem eigenen Projekt arbeiten konnte.
Es war wunderbar. Ich war mehrere Male in Prag. Ich war in einem Botel untergebracht und dorthin kam der Drehstab. Sie kamen zu mir, obwohl ich die jüngste und unerfahrenste war. Tagelang haben wir da gesessen, Václav Vorlíček, Ota Hofmann, und - ich weiß nicht mehr, wie die Frau hieß, also der ganz kleine Stab erst mal und haben Fragen diskutiert und ich durfte dann Vorschläge machen in Deutschland für Burgen, Schlösser, Schauspieler, Besetzung, Probeaufnahmen vorschlagen und sonstiges.
Später habe ich das grob übersetzte Drehbuch bekommen und habe die deutsche Fassung geschrieben. Ich glaube, ich habe bestimmt drei verschiedene Fassungen gemacht. Schade, das war ja damals
zu DDR-Zeiten, ich musste unterschreiben, dass ich nicht auf dem Abspann sein möchte, und habe dann in etwa 300 Mark bekommen, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich bin also losgezogen, das ist ja schon eine Weile her, und habe Fotos gemacht von verschiedenen Burgen. Václav Vorlíček hatte die Idee, den Film im Winter spielen zu lassen. Die Moritzburg und
Rolf Hoppe habe ich damals vorgeschlagen, dass weiß ich genau, ich hatte auch verschiedene Prinzessinnen, aber da ist ja dann die schöne Tschechin genommen worden. Ich weiß auch noch,
dass ich mir Gedanken gemacht hatte über die Namen für die Pferde. Ich glaub, ich hab ein Pferd Kasperle genannt."
"Das war der kleine Hund."
"Kasperle habe ich den Hund genannt? Also irgendwas habe ich Kasperle genannt. Da hatte ich auch Freiheit, wie die im deutschen heißen sollen. Die Tschechen waren auch raffinierter. Sie haben schon zeitig genug mit dem Westen zusammen gearbeitet. Man hatte dort auch besseres Filmmaterial, als wir, Orwo. Wie das genau abgelaufen ist, das habe ich damals nicht gefragt. Ich habe das bloß immer festgestellt, dass die da günstigere Möglichkeiten hatten, gerade was das Filmmaterial anbelangte.
Außenstehende, die uns vielleicht gesehen haben in diesem Botel, die haben sich sicher gesagt 'Die essen den ganzen Tag und trinken und machen nix', aber am Abend war viel rausgekommen. Ein Vierteljahr ungefähr war ich dort beschäftigt. Es war Winter. Im November 72. In meinen Aufzeichnungen steht "Aschenbrödel bis Mai", tja, und mehr habe ich da nicht aufgeschrieben. Aber im November war es, ich weiß das noch, weil ich für meinen Jungen für Nikolaus etwas aus Prag mitgebracht habe. Da gab's lustigere Sachen als das traurige Zeug bei uns.
Parallel dazu habe ich an meinem Buch geschrieben "Konzert für Bratpfanne und Orchester", darüber haben wir bei unseren Besprechungen in Prag auch fantasiert. Ota Hofmann hat gesagt, wenn ich das bei der DEFA nicht machen darf, darf ich das bei ihnen drehen. Doch gerade dadurch ging es letztlich so schnell, in dem Fall durfte ich das dann in der DDR machen denn es sollte nicht in der CSSR gedreht werden.
Aber an die drei Haselnüsse erinnere ich mich sehr, sehr gern. Wir hatten teilweise im Studio auch sehr gute Arbeitsmöglichkeiten im Vorfeld, die Filme wurden ja viel besser vorbereitet, als jetzt. Aber bei den Tschechen, das war - ich meine wir saßen manchmal acht, zehn Stunden zusammen, es war gar keine Arbeit. Da verband sich so, ja, das Leben mit dem Film. Und das merkt man auch dem Film an. Und weil es mir so einen Spaß gemacht hat habe ich mir gedacht, dass überträgt sich ja gar nicht, wenn ich Ihnen das schreibe, daher habe ich lieber angerufen."
DANKE!
Und Respekt ans Filmportal - die hatten da wirklich Recht!
Frau Unterberg hat übrigens noch viel mehr erzählt, über ihre eigene Karriere, über die DEFA und wie das so war als Filmschaffende in der DDR und nach den Wende. Zu ihrem 70. Geburtstag ist in den Potsdamer Neuesten Nachrichten ein interessanter Artikel über Frau Unterberg erschienen.